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Stephanie Graf Solothurn Stephanie Graf Solothurn

Worthogräfin

Stephanie Graf

Gedanken in Textform.


Pendlertum.

Die Pendlerin. Pendelt zwischen zwei Welten.
Und geniesst das Leben in vollen Zügen.

Raum und Zeit.

Die Dimensionen Raum und Zeit. Um sie dreht sich eigentlich alles.
Alle drehen wir uns im Kreis, führen Dreiecksbeziehungen und versuchen uns in der Quadratur des Kreises.
Raum und Zeit. Beeinflussen unser Leben grundlegend: «Wann hast du Zeit und wo treffen wir uns?» Zur richtigen Zeit am falschen Ort. Zur falschen Zeit am richtigen Ort. Zwei Dimensionen ergeben so vier Möglichkeiten. Möglich ist auch ein vierdimensionales Konzept in der Quantenphysik. In der Thermophysik: Veränderungen von Energie im Raum über die Zeit. Eine Betrachtung in den Geisteswissenschaften: In welcher Zeit wurde ein Werk geschrieben. Welches sind seine räumlichen Kontexte. Text-Interpretationen sind davon abhängig. Oder werden darin eingebettet.
Wann gehe ich ins Bett und wo. Bei mir, bei dir. Oder doch woanders. Was möglicherweise Konsequenzen hat. Konsequenterweise sind sie abhängig von Raum und Zeit.
Die Dimensionen wandeln sich. Mit der Zeit und mit dem Raum. Wir oszillieren zwischen räumlichen Grenzen und zeitlich Begrenztem. Begrenzt ist auch unser Wissen und unser kulturelles Verständnis. Ein «heute» hier, ein «mañana» dort. In «zwei Stunden» vor Ort meint vielleicht «sofort». Und so fort: Die Überwindung von Zeit und Raum in der Kommunikation. Raum und Zeit in Einsteins Theorie. Terrorie. Ich verstehe sie nur minimal. Minimalpaartheoretisch: Im Traum bin ich zu zweit. Bis zum Baum ist es noch weit. Alltagsphilosophisch: Unendlich weit ist der Raum. Endlich unsere Zeit. Ich sollte sie besser nutzen, meine Räume putzen, räumen, mir mehr Raum nehmen und mehr Zeit, gleichzeitig allzeit bereit und überall sein. Scientific point of view: Raum und Zeit sind Dimensionen. Charentais und Melba Melonen.


e pur si muove.

Es sind bewegende Zeiten.
Ein paar wenige Elektronikriesen und ganz viele Krisen: Die Gesellschaft gendert, das Klima wandelt, in der Politik wird der Ton populistischer, die Wirtschaft schafft Ungleichheiten, die Technik revolutioniert das gesellschaftliche Leben und im Osten ist Krieg. Und wir? Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüder:innen. Frei, ohne Not und mit einem Schwur auf das Buurebrot.
Krieg ich noch ein Brötchen? Musst’ im Fall nicht grad drum kriegen, bekommst es auch so, sagt der Bäckereifachangestellte. Da hat er allerdings Recht.
Und erst das Recht! Es wird ausgehebelt, es geht schon lange nicht mehr um Gerechtigkeit (falls es je darum ging), vom Martern zur Kuscheljustiz, jitz isch gnueg!, ruft eine Politikerin am Stammtisch. Stammbaumtechnisch war Willhelm Tell kein Vorfahr, es ist nämlich ein Drama, ein einziges Drama, dass allerorts Klima-Zertifikate verteilt werden. Das Klima war wirklich auch schon schlechter, beispielsweise während des Sonderbundkrieges oder der Reformation. Desinformation!, auch noch so ein Krisenwort. Mangelndes Vertrauen in Institutionen, Medien und die Lehrpersonen, die sowieso zu viele Ferien beziehen und dann auch noch so abartig viel verdienen, dass Stellen nicht besetzt werden können.
Die Russen besetzen die Krims, die Inflation die Medienagenda und viele Immobilienbesetzer äh -besitzer freuen sich. Man muss nicht raten, wieso. Man muss abwarten. Oder dem Dauerkrisenmodus frönen. Tief durchatmen, ab und zu ein frisches Brötchen oder Krisengipfeli essen und sich viel draussen an der frischen Luft bewegen. Ja, es sind bewegende Zeiten.


das ist ein Fliesstext.

Vielen Dank für alles diesen Sommer. Es fühlte sich an, als währten er und du möglicherweise für immer. Und dennoch äusserte ich auf deine Nachfrage diesbezüglich wohlweislich: Ja, bestenfalls. Andernfalls seid ihr beide nur eine kurze Fussnote in meinem Leben. Und schau, es sind sogar ein paar Zeilen.
Das Leben eines Menschen sollte sein wie ein wissenschaftlicher Bericht. Relevantes kommt in den Fliesstext; Zusatzinformationen, Randbemerkungen, Gedanken, Quellenangaben oder weiterführende Literatur werden in die Fussnoten gesetzt. Es gilt der Grundsatz, dass der Fliesstext gemeinhin ohne diese Anmerkungen auskommen muss. Heisst: Der Fliesstext ist ein Fluss, er mäandert womöglich, wo möglich, was das Leben auch interessant macht, aber er funktioniert auch bestens ohne Fussnoten.
Und es wird auch wieder Sommer. Bestenfalls einer für den Fliesstext und andernfalls, naja, jetzt wirds redundant.


eine runde Sache.

Es läuft alles rund. Auf runden Rädern rollen Autos, Velos, Käselaibe und Lastwagen. Kleingeld ist rund und wir runden sechs Franken und achtzig Rappen für den Navarra auf sieben Franken, Siebensieche sind wir, gäu.
Es läuft rund. Rund um den Globus, meinen wir. Kugelrunde im Mc Donalds und retuschierte Rundungen im Magazin.
Wir starren runde Löcher in die Luft; rundsätzlich geht es uns prima.
Es läuft so rund. Runter kommen wir erst, wenn das Runde nicht ins Eckige trifft. Aber Hauptsache, wir sind eine Runde weiter. Und wenns mal nicht so rund läuft, läuft auf SF1 die Rundschau, schau, drüben läufts weitaus weniger rund als hier. Kein Grund also, sich nicht rundum wohl zu fühlen.

(Emu nicht als Schweizer)


tal-King.

Wir wandern: tagein und tagaus, talein und talaus, talab und talauf, vital durch das Calancatal, das Maderanertal, das Limmat- und das Laufenthal. Kennst du schon das Lötschental, frage ich, du schweigst. Hingegen kenne ich das Haslital, sagst du, und am schönsten ist doch das Fraktal mit seinen vielfältigen Formen und Farben.
Im Seetal holen wir uns mit der digitalen Kamera den Hallwilersee näher heran, während du mir erklärst, dass ein Fraktal das Ergebnis unendlicher Iterationen darstellt, in welches man beliebig horizontal und vertikal hineinzoomen kann. Seine Gestalt indessen bleibt dabei, wie bei einem Kristall, selbstähnlich. Ja, mental bist du fitter als ich. Ich esse mein Emmentaler-Käsebrot, du monologisierst über Mandelbrot, wie wunderschön das Fraktal sei und erst noch ein Stück Humankapital. Ein Tal, das zu besingen sich lohnt. Ich hab' kein Talent, ein Tal zu besingen, sage ich, nicht einmal für das Universitätsspital reicht es. Es wäre sogar fatal, wenn ich davor sänge, die Letalitätsrate stiege darob brutal.
Schön wäre jetzt noch, wenn ich Chantal hiesse, aus Tallinn käme und du ein Taliban im Talar wärst – natürlich nur aufgrund des Wortspiels –, wir in Talern schwimmen würden statt in Seen, aber das wäre total an den Haaren herbeigezogen, fast schon ein wenig sentimental.

Besuche das Fraktal hier: Mandelbrot Gallery.


Physikalisches.

Das Boot. Es schwimmt. Es schwimmt obenauf. Es schwimmt auf dem Wasser und schaukelt hin und her. Es geht nicht unter. Denn seine Dichte ist geringer als die des Wassers. Es ist sozusagen hohler. Ein hohles Boot. Sagen wir es einfach so: Die Hohlen schwimmen. Die Dichten gehn unter. Die Dichten dichten. Oder so.

(Franz Hohler ist nicht hohler, das ist nur sein Name. Er ist Dichter.)


Montag.

Es ist Montag. Ich sehe den Mond und liege im Mohn. Sorglos bin ich auf der Wiese, alles um mich ist grün und leicht und das Rot vom Mohn im lichten Grün: im Mondlicht noch viel schöner.
Ich falle hinein in die Wiese, die Träume, kennst du sie... meine Träume, meine Wiese; kennst du ihn, den Mohn am nahen Wasser, was er mir bedeutet. Deutest du meine Träume, fällst du in sie hinein wie auf mich, auf meine Mohnblumen, am Montag bei Mondlicht; Monetäres interessiert uns nicht, nur wahre Werte, wahre Erde, wir erden uns und träumen. Der Boden ist warm. Arm in Arm. Es ist Mohntag.


mein Nebelungenlied.

Wir stecken alle unter einer Decke. Einer dicken Nebeldecke. Werden vom Nebel eingedeckt. Er fällt uns nicht auf den Kopf, er hüllt uns vielmehr ein, nimmt uns ein, nimmt uns die Sonne, was uns mitnimmt. Wir werden schwermütig und husten, schneuzen, niesen, auf dem Niesen wäre Sonne. Auf dem Titlis sicherlich auch und vermutlich auch in Saas-Grund, Grund dafür ist die Höhenlage.
Je höher, desto sonniger, de facto besser, denkt sich auch der Chef und legt die Füsse auf den Bürotisch, er ist aus Holz -, also der Tisch meine ich. Aus Nussbaumholz, Schweizer Unikat und die Klasse erste Güte, meine Güte, sehen diese Schuhe neu aus, wahrscheinlich sind sie es auch.
Die Gedanken des Chefs wandern zwischen dem Zermatterhof und dem Baur au Lac, streifen Investitionen und die allgemeine Wirtschaftslage, die Wetterlage bleibt beständig, ständig Nebel die nächste Zeit.
Zeit ist Geld, der Chef steht auf und nimmt sich von beidem ein bisschen mehr als der Rest, den Rest der Woche fährt er für gedankliche Höhenflüge zur Kur -, kursiert auf alle Fälle das Gerücht, es brodelt und kommt um die Ecke, munkelnd stecken wir die Köpfe zusammen, stecken den Missmut locker weg und unter dieser Nebeldecke bis auf Weiteres fest.


1912 oder so.

Sie ist kein Mittelmeerdampfer. Nicht mittelmässig. Masst sich an: Hinaus in die weite Welt! Weltoffen ihr Blick, ihre Augen weiten sich: Das Meer. Lässt hoffen. Und offenbart das Bordgepäck: unendlich viele Träume, Perspektiven, Visionen. Die Illusionen: wie weggefegt.
Ihr Weg ist beschwerlich und weit. Sie ist bereit. Vorbereitet vermeintlich.
Unvermeidlich wird es kalt. Ein eisiger Wind weht ihr entgegen. Sie vertraut sich und fährt beharrlich weiter. Mit Kraft und Weisheit. Doch da!, ein Eisblock. Mit eisiger Miene, mitten auf ihrem Kurs. Kurzum: Er schmilzt nicht dahin, als sie auf ihn zugeht.
Es geht so zu: Sie fährt auf. Auf ihn. Sie zerschellt. An ihm. Und geht unter. Nimmt mit sich: so viele Träume, Perspektiven, Visionen. Alles nur Illusionen.
Sie, das war sie: die Titanic. Und vielleicht du. Und vielleicht ich.

vom Schnee.

Sie spielt eine Sonate. Sie spielt die leisen Töne rauf und runter. Und ebenso die lauten. Sie lauten A, C, Fis und B, von Beethoven, vielleicht. Beten und hoffen wir, dass sie nicht aus dem Takt fällt.
...es fällt ein Meter Schnee bis Weihnachten. Hat er gesagt. Er spuckt taktlos laute Töne und sie fallen leise und in unbändigem Dreivierteltakt in die Aare... - wie Eiskristalle.
...alle müssen wir da durch. Durch diesen eisigen Dezember. Wir huschen in den Zug und hoffen auf einen Fensterplatz. Platzen fast vor Ungeduld, Weihnachten naht, wir steigen alle an dieser Haltestelle aus.
...sie hält an der Stelle, wo die Sonate dem Adagio den Garaus macht. Wo das Lied presto presto – schnell wird.
...es wird immer so schnell Weihnachten. Im Zug dieser Erkenntnis sitzen wir, sinnieren wir und signieren Weihnachtskarten mit Tannenbäumen, Rentieren, Sternen und Schnee.
...welchen er versprochen hat. Mindestens einen Meter tief...
...tief versunken sitzt sie vor dem Klavier, die Hände ruhend auf den Tasten, jeder Ton mehr wäre ein Statement, ein Allegro, ein Frohlocken, Flocken!
...es fallen Flocken. Sie locken nach draussen, Schnee!
...er lacht, er hats gewusst, gehofft, versprochen und dazu in die Aare gespuckt, einen Meter Schnee, vielleicht zwei, drei, Klavier!, es versinkt fast im Schnee, es fehlen nur wenige Zentimeter.
...noch zweihundert Meter bis zur Haltestelle Weihnachten, schon bildet sich eine Schlange im Wagen zum Aussteigen,
...aussteigen!, Weihnachten!, die Ansage im Zug ist laut, fast vivace, der Zug hält.
...der Schnee fällt.
...und sie hält ihr Spiel immer noch inne, wir halten inne, innert Minuten hüllt sich die Stadt in ein weisses Kleid.
...Leid und Freude liegen auf den Gassen wie der Schnee, lautet die leise Botschaft, doch wir lauschen den Klängen der Zeit, Weihnachtszeit, sind angekommen und setzen dem Baum die Krone auf und uns an den gedeckten Tisch. Essen uns durch die kulinarischen Preludien rauf und runter, mal lento, mal allegretto und fallen hoffentlich so zu Bett, wie der Schnee auf die Stadt
...mit einem Selbstverständnis an Ruhe, Kraft und Weis(s)heit.


reine Formsache.

Das war ein Rundumschlag; ...mit all seinen Ecken und Kanten.


Untergänge.

Die Sonne geht unter. Das ist der Sonnenuntergang. Sie geht unter. Weil er geht und er über all dem steht. Und schon lange stand. Sie kennt seinen Standpunkt nun. Er setzt einen Punkt. Versetzt sie in ein Koma. Er kommt nicht mehr zurück. Er will nicht. Wo kein Wille ist, ist kein Weg. Weg ist er. Gegangen. Sie schaut nach oben. Die Sterne da oben. Ein Bier noch, Herr Ober. Sie sitzt mit dem Ober im Gang. Es ist zwei Uhr am Morgen. Das ist ihr Untergang.


long story short.

Ich malte ein Bild von dir. Es fiel aus dem Rahmen. Das ist die Rahmenhandlung. Und eigentlich auch schon alles.


Samstagnachmittag.

Fünfundzwanzig. Meine Tischnummer. Ich habe nicht reserviert, aber ich tue so: Ein bisschen reserviert, die Bedienung ist langsam. Ich hätte lieber den Tisch Nummer vierzehn, zentraler gelegen und ausserdem meine Glückszahl. Aber er ist bereits besetzt.
Die zwei Frauen am Tisch Nummer sechsundzwanzig sind mindestens siebzig und trinken Kaffee. Sie teilen sich einen Nussgipfel, nicht auf dem Gipfel – und dennoch ist es irgendwie ein Gipfeltreffen –, sondern an der Aare, an dem schönen Fluss.
Alles ist im Fluss, auch Fische. Die gibt es im Lokal gegrillt oder frittiert, irritiert mich das? Nein.
Ich trinke ein Rivella rot und fühle mich sportlich, was ich nicht bin, aber ich bin immerhin mit dem Velo da, da endlich, mein Nussgipfel kommt auch.
Die zwei Frauen von Nummer sechsundzwanzig reden über ihre Kinder und die Kinder ihrer Kinder, sprich Enkelkinder, manchmal Ekelkinder, manchmal nicht.
Es ist gemütlich an der Aare, am Fluss, im Schuss ist niemand und um sechs Uhr ist Schluss, sagt die Frau vom Fischereiverein, Vereinbarungen, amtliche, müssen eingehalten werden.
Die Uhr zeigt siebzehn Uhr und sechsundfünfzig Minuten, ob sie mich wohl rausschmeissen in vier Minuten, jetzt sind es noch drei, dreissig bin ich vor vielen Jahren geworden, der Dreifaltigkeit habe ich mich seit Langem entzogen und das schriftlich. Ich bin Agnostikerin und reif, greife nach meiner Tasche, stehe auf, das Provozieren überlasse ich der Jugend, und gehe freiwillig. Freier als ich sein möchte und williger als es wohl bedarf.


Schreibblockade.

Ich habe eine Schreibblockade. 50 Meter weiter in Richtung Westen ist eine Verkehrsblockade seit Wochen. Der Verkehr wird umgeleitet. Mich sollte man aus dem Verkehr ziehen. Der Polizist hält mich an. Ich fahre halt ungern Umleitungen, Herr Polizist, es tut mir Leid: Ich bin Opfer meiner Strukturen. Das nächste Mal wird er mich büssen müssen, er schaut streng. Ich lächle charmant und fahre weiter.
Ich habe eine Schreibblockade. Der Physiotherapeut findet ein paar andere an meinem Rücken. Drücken, drücken bis es knackst, das ist sein Job. Herr Physiotherapeut, in allen Ehren ihr Beruf, aber das war nicht so angenehm. Ein bisschen Aua braucht die Wiederherstellung, der Physiotherapeut nickt versöhnlich und ohne Mitleid. Ein Knacks mehr oder weniger, was solls. Ich lächle gequält und sage bis bald und auf Wiederdrücken.
Ich habe eine Schreibblockade. Im Kanton Zug sagt irgendwo wieder ein Block ade und wird niedergerissen. Ich lese es in der Zeitung, es steht schwarz auf weiss und ich weiss, der Block muss einem Luxusobjekt weichen. Ich lächle nonchalant und bin froh, in Solothurn zu wohnen und blättere weiter.
Ich habe eine Schreibblockade und ich kämpfe dagegen an. Ich schreibe einfach drauflos ohne gross nachzudenken. Schreibblockade hin und Schreibblockade her, das Wort gibt ziemlich viel Stoff zum Schreiben, danke, liebes Wort. Ich lächle stolz und glaube, ich habe das Beste aus der Blockade gemacht.


vom Segeln.

Ich ertrinke. In Gefühlen. Ich bin trunken. Vor Glück. Als du kamst des Weges, ich sagte, hallo, halt an und mich fest, und du folgtest meiner Bitte dankend. Einen Tag lang, einen Monat, ein Jahr. Nur du zählst für mich.
Du zählst die Tage, bis wir uns wieder sehen, die Stunden, es sind zwei, Zweisamkeit, wir schreiben sie gross, in Grossbuchstaben und grossen Buchstaben, buchstäblich grossartig fühlen wir uns, kein Wunsch bleibt uns verwehrt. Der Wind weht. Ich hiesse die Segel und drücke dir die Leine in die Hand. Ich schaue dir nicht tief in die Augen, sondern tief ins Glas, weintrunken stehen wir an der Reeling, feeling good, feeling better, best, go west, go further, Föderalismus hin oder her – hin und her schaukelt unser Boot.
Du hast die Schot im Griff und ich greife zum Fernrohr und schaue tief in sein Glas. Ich bin dein Sterngucker und weise weise in eine Richtung. Du richtest den Blick zu mir und ich zu den Sternen, die leuchten. Mit leuchtenden Augen hörst du mir zu, ich erzähle dir von Orion und vom Orinoco und ertrinke in den Buchstaben meiner Erzählungen, erfinde alles neu und immer wieder anders, Andersen heisse ich nicht, aber erzählen, ja das kann ich.
Wir sind Schriftsteller, Erfinder, Freigeiste und Möchtegern. Gern auch Sterngucker, Segler, Kapitäne, Wetterhähne. Wir sind Stern des anderen und Segelkinder, Liebende, Getriebene und Ausufernde – wir treiben auf der See der uferlosen Gefühle. Wir treiben es. Auf die Spitze. Und das Boot in die richtige Richtung.


Oberflächenwahnsinn.

Oberflächlich sein. Flach sein. Flachsen. An der Oberfläche schnorcheln. Nicht tauchen. Nicht in die Tiefe gehn. Ohne Tiefe sein. Auch nicht vertieft. Oben bleiben. Obenaufschwimmen. Manchmal muss man. Oberflächlich bleiben. Sonst geht man unter.


Phonologisches.

Leben heisst lieben. Sagst du. Wir haben 6. Uhr.
Ich sage. Am Morgen kurz nach Sechs. Nein. Sonst wären es nicht zwei Wörter. Es heisst aber leben. Nicht lieben. Lieben ist mehr. Genaugenommen: ein Buchstabe.
Annähernd das i-Tüpfelchen.


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